Das erste Mal indisch Zugfahren - Trip nach Bangalore

Schon am ersten Wochenende nach unsere Ankunft sind wir auf eine kleine Reise gegangen. Sozusagen gezwungenermaßen, da unsere Mentorin eine Art Klassentreffen in Bangalore hatte, einer Großstadt ca. 600km von unserer Heimatstadt Hyderabad entfernt. Es war allerdings eine gute Möglichkeit das indische Zugfahren einmal mit Begleitung kennen zulernen. Indische Fernzüge fahren eigentlich generell immer über Nacht, sodass wir am Freitagabend los fuhren und ungefähr 13 Stunden später am Morgen ankamen. Beim Betreten des Zuges war ich erst einmal geschockt. Obwohl wir, zumindest für die Hinfahrt, einen Platz in einem relativ angenehmen "AC Sleeper" hatten, war alles für europäische Verhältnisse ziemlich dreckig und eng. Man konnte Abends eine Liege ausklappen, auf der man dann schlief. Ich hatte aufgrund meiner Sitznummer den Platz in der Mitte der drei, sich übereinander befindlichen Liegen. Es gab dementsprechend kaum Platz um sich aufzurichten und man wurde somit regelrecht zum schlafen gezwungen. Auf der Rückfahrt reisten wir dann in einem normalen Sleeper, in dem es statt einer Klimaanlage nur viele Ventilatoren an der Decke gab.

Im Zug "AC Sleeper"

Sehr gewöhnungsbedürftig waren auch die Verkäufer,  die alle fünf Minuten an einem vorbeilaufen und dabei lautstark "Chai-Coffee-Water-bottles" schreien. Auch Essen wird im Zug verkauft, da man für manche Zugfahrten die über 30 Stunden gehen, kaum so viel Essen von Zuhause mitnehmen kann. Dass der Zug das wohl wichtigste Verkehrsmittel in Indien ist wird schnell klar, wenn man die Menschenmassen am Bahnhof sieht und man die Züge schon Monate vor Reisebeginn buchen muss, da sie ansonsten ausgebucht sind.
Im Gegensatz zu Fernzügen in Deutschland, fahren die indischen Züge auch nur so schnell wie ein Regional Express, sodass Leute während der Fahrt in den geöffneten Türen und Fenstern sitzen. Auch die Preise unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland. Eine Zugfahrt hier in der normalen Sleeper Klasse kostet umgerechnet maximal 5€, was wirklich sehr günstig ist.

In Bangalore angekommen wurden wir von einem ehemaligen Schulfreund unserer Mentorin in dessen Haus eingeladen. Da dieser Freund einen hohen Posten in der indischen Regierung innehat, war das Haus dementsprechend groß und edel eingerichtet. Es war wirklich ein krasser Gegensatz zwischen den hüttenähnlichen Häusern an denen wir vorbeigefahren sind und dem Haus in dem wir die nächsten Tage wohnen durften.
Was noch viel extremer war, ist der Einfluss, den der Schulfreund unserer Mentorin hatte. Er organisierte uns eine Unterkunft auf den Nandi Hills einer kleinen Bergkette in der Nähe von Bangalore. Normalerweise ist der Ort für normale Besucher ab 20:00 gesperrt, durch seinen Einfluss waren wir dort jedoch regelrechte Ehrengäste, haben Unmengen an Essen, alle möglichen Getränke usw. bekommen. Das Erschreckendste war eigentlich jedoch, dass wir für all diese Dinge überhaupt nichts zahlen mussten.

Aussicht von unserem Balkon auf den Nandi Hills

Auf den Nandi Hills habe ich zum ersten Mal in meinem Leben frei lebende Affen gesehen. Die waren auch wirklich ziemlich zahm, frech und sind die ganze Zeit um uns herumgeturnt. Der beste Moment war, als sich einer der Affen auf ein Waschbecken gesetzt hat, den Hahn aufgedreht, getrunken und den Hahn dann nicht mehr zugedreht hat.


Gruppenbild

Ein weiteres Highlight war der Tempelbesuch im Iscon Temple in Bangalore wo wir den Zeremonien des Krishna Festes beiwohnen durften. Diese waren ähnlich wie schon in der Schule, das heißt wir durften Krishna wiegen, sind an einem großen Altar regelrecht vorbeigelotst worden, so voll war es dort. Allerdings bekamen wir auch dort aufgrund der Bekanntheit von Shai's Freund eine Art Sonderbehandlung. Wir mussten nicht anstehen und bekamen nach den Zeremonien in einem gesonderten Raum zu Essen, wobei in Indien generell jeder nach dem Beten zu Essen bekommt.
Ziemlich lustig war auch die Lage des sehr modernden Tempels, zwischen riesigen Hochhäusern.


Der Iscon Temple in Bangalore

Ansonsten sind wir die nächsten Tage noch ein wenig in Bangalore herumgelaufen, haben uns Parks und die MG Road, eine große Einkaufsstraße angeschaut. Insgesamt war es echt ein cooler Trip, bei dem man ganz andere Seiten Indiens kennengelernt hat.
Ich freue mich irgendwie sogar schon wieder auf die nächste Zugfahrt, dieses Mal dann alleine nach Delhi, Jaipur und Rishikesh Mitte September...

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