Holidays Part 2 - Vom nasskalten Himalaya ins heiße Jaipur

Mit etwas Verspätung aufgrund des Diwali Lichterfestes hier nun der zweite Teil meines Urlaubes im Norden Indiens.
Nach unserer abenteuerlichen Tour zum Gandhi Sarovar, ging es am darauffolgenden Tag wieder runter ins Tal nach Gaurikund. Unsere Pläne waren mehr aufgezwungene Pläne, anstatt eigene Entscheidungen, da der indische Premiermenister Narendra Modi erwartet wurde. Er wollte sich das neue Kedarnath anschauen, dass nach der verheerenden Flut im Jahre 2013 komplett wieder aufgebaut werden musste. Dafür wurde die gesamte Pilgerstätte gesperrt und alle Übernachtungsmöglichkeiten geschlossen, sodass wir gezwungenermaßen absteigen mussten.

Kurz vor dem Abstieg - noch mit guter Laune

Leider war das Wetter schlimmer geworden, zu dem dauerhaft starken Regen kam auch noch ein recht kräftiger Wind. Der 16 Kilometer lange Abstieg, für den wir ungefähr vier Stunden eingeplant hatten wurde zu einem sehr unangehmen Kampf mit dem Wetter, der um einiges länger, als die veranschlagte Zeit dauerte. Immer wieder mussten wir in den am Wegesrand bereitstehenden Notzelten Unterschlupf suchen, da der eiskalte Wind zusammen mit dem Starkregen kaum zum aushalten war. Komplett durchnässt, ausgekühlt und mit Blasen an den Füßen, aufgrund des Wassers in den Schuhen erreichten wir nach fast sechs Stunden Gaurikund. Wir konnten unsere Rucksäcke, in denen sich unser gesamtes Gepäck für die zwei Wochen Urlaub befand kaum mehr tragen. Glücklicherweise wussten wir von einer heißen Quelle in Gaurikund, die wir ausfindig machten und um uns dort aufzuwärmen.
Danach standen wir vor zwei Problemen: erstens hatten wir keinerlei trockene Klamotten mehr und zweitens war es schon zu spät, um einen Bus nach Rishikesh zu erreichen. Wir wollten allerdings nicht noch eine Nacht in Gaurikund verbringen, sodass wir uns schlussendlich dazu entschlossen einfach so weit wie möglich in Richtung Rishikesh zu kommen. Da der erste Teil sowieso nur mit dem Jeep zu bewältigen war, schlossen wir uns für diesen Abschnitt einer Pilgergruppe an. Nachdem wir Sonprayag erreichten stellten wir fest, dass es nachmittags keinerlei Busse mehr gab. Dennoch gaben wir nicht auf und fragten gefühlt das gesamte Dorf nach einer Möglichkeit doch wenigstens nach Guptakashi zu kommen, von wo aus die meisten Busse abfahren. Mehr zufällig trafen wir nach langem Suchen auf den Leiter einer Reisegruppe, der in der freundlichen indischen Art versprach uns wenigstens bis ins nächste Dorf mitzunehmen. Als wir ankamen stellte sich heraus, dass wir von dort überhaupt keine Chance hatten, irgendeinen Bus oder Jeep nach Guptakashi zu erwischen. Wir wurden schließlich von dem Reisegruppenführer und der gesamten Reisegruppe zum Dinner eingeladen. Als wäre das nicht schon genug sagte er uns, dass sie spät abends nach Guptakashi fahren würden, sodass sie uns mitnehmen könnten. Ihr könnt euch nicht vorstellen was für ein riesiger Stein mir da vom Herzen gefallen ist. Wir waren schon kurz vorm Verzweifeln, da wir keine Chance mehr sahen Guptakashi rechtzeitig zu erreichen. Aufgrund des starken Regens wurde es eine sehr lange Nacht, da wir immer wieder von kleineren Erdrutschen aufgehalten wurden, bis wir schließlich kurz vor Mitternacht Guptakashi erreichten. Dort nahmen wir uns das erstbeste Zimmer das wir bekommen konnten, fragten nur noch kurz nach, wann und wo der Bus nach Rishikesh am nächsten Tag abfahren würde und legten uns schlafen.
Am darauffolgenden Tag standen wir um 05:30 und nahmen den Bus nach Rishikesh, wobei auch das einfacher klingt als es eigentlich war. Wir brauchten Ewigkeiten um Rishikesh zu erreichen, wobei wir stundenlang warten mussten, bis Bagger die tonnenschweren Erdrutsche von der Straße beseitigt hatten, denn es gibt nur eine einzige kleine, einem Feldweg ähnliche Straße nach Rishikesh. Während wir so auf der Straße warteten wurden wir von unserem indischen Freund eingeholt, der einen späteren Bus erreicht hatte.

Snack im Bus - verbrannter Mais

Schließlich erreichten wir Rishikesh am späten Abend, sodass wir einfach nur todmüde und erschöpft ins Bett fielen. Die nächsten zwei Tage, die wir noch in Rishikesh hatten verbrachten wir mit einer kleinen Gruppe von indischen Abenteurern. Diese waren gerade allesamt mit ihrem Studium fertig und zogen nun ohne jeglichen Plan durch Indien um zu wandern, zu musizieren und vor allem um das das Leben zu genießen, wofür Rishikesh natürlich der perfekte Ort ist. Demenstprechend wohnten wir die letzten Tage praktisch in einem Cafe, wo wir den ganzen Tag mit musizieren, reden und spielen verbrachten und dabei noch viele neue, nette Leute kennenlernten.
 
Ausblick von unserem Cafe in Rishikesh

Nach acht schönen Tagen in Rishikesh, wo ich definitiv wieder hingehen werde, ging es für uns wieder zurück nach Delhi. Wir fuhren am späten Abend mit dem Bus in Rishikesh los, sodass wir Delhi am frühen Morgen um 04:00 erreichten. Unser Zug nach Jaipur, wo wir uns mit zwei Mitfreiwilligen treffen wollten ging allerdings erst um 12:00, weshalb wir die Zeit am Bahnhof totschlagen mussten, was allerdings erstaunlich einfach war, da ständig jemand kam und uns angesprochen hat.

Die Zugfahrt nach Jaipur war super anstregend, da wir erstens völlig übermüdet waren und zweitens die Temperaturen um die 40°C erreichten, was im Vergleich zu den fast 0°C in Kedarnath doch ein großer Unterschied war, der mir ein bisschen zu schaffen machte.
Das Wiedersehen mit unseren zwei Zimmergenossinen vom Seminar war allerdings richtig cool und wir hatten eine Menge Spaß während der drei Tage dort. Wir schauten uns die Pink City in Jaipur an und fuhren einen Tag hoch zum Amber Fort, einer riesigen Fortanlage auf einem Hügel rund um Jaipur.


Sonnenuntergang über den Dächern der Pink City Jaipurs

Turm in der Pink City Jaipur


Die Rückfahrt nach Delhi hatte es dann aber wieder in sich, da die Fahrt nur 6 Stunden dauerte und die Strecke eine vielbefahrene Verkehrsstrecke ist, war der Zug zum brechen voll. Auf meiner Liege ganz oben unter dem Dach saßen wir zu dritt, da in unserem Abteil ein Handballclub aus Jaipur mitfuhr. Auch die Nacht in Delhi, die wir erneut auf dem Bahnsteig verbrachten, war eine besondere Erfahrung. Während die Polizei die vielen hundert Inder, die wie wir auf Decken auf dem Gleis schliefen in Frieden lies, wurden wir alle paar Minuten aufgeweckt. Wir sollten doch in einen der klimatisierten Aufenthaltsräume gehen und dort kostenlos schlafen. Die Polizisten verstanden leider nicht, dass wir gerne unsere Ruhe und nicht auf engstem Raum gequetsch in einem klimatisierten Raum schlafen wollten. Schlussendlich fanden wir ein abgelegenen Bereich des Bahnsteigs wo sich glücklicherweise kein Polizist hinverirrte.
Die über 30 stündige Rückfahrt nach Hyderabad verbrachten wir überwiegend schlafend, sodass wir, nachdem wir angekommen waren und dafür entschieden Geld zu sparen und mit Bussen vom Bahnhof zu unserer Schule zu fahren. Wir sparten tatsächlich eine Menge Geld, brauchten allerdings für die nur 15km lange Strecke auch ganze drei Stunden. Trotzdem ein kleines Abenteuer, welches Spaß machte und uns einige neue Bekanntschaften bescherte.

Vor unserem Zug in Delhi

Insgesamt waren es zwei super tolle und spannende zwei Wochen, die wir in Nordindien verbrachten. Ich bin mir sehr sicher, dass ich trotz des miesen Wetters wieder ins Himalaya zurückkommen werde. Die Landschaft und vor allem aber die Menschen dort sind irgendwie besonders und so toll, dass man eigentlich überhaupt nicht mehr dort weggehen möchte.

Many greetings to all the great people I met during my trip, see you soon :)

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